Was spricht dagegen, das Fliegerdenkmal endlich zu dem zu machen, was es dem Namen nach eigentlich sein sollte:
Ein Denkmal für alle Flieger?
100 Jahre Fliegerdenkmal
Im Jahr 2023 jährt sich die Errichtung des weltbekannten Fliegerdenkmals am Westhang der Wasserkuppe zum 100. Mal.
Dieses Jubiläum nehme ich zum Anlass, um mir einige Gedanken über dieses in mehrfacher Hinsicht außergewöhnliche und gleichsam nicht unproblematische Denkmal zu machen.
Das Denkmal war 1923 vom heute nicht mehr existierenden „Ring der Flieger e.V.“ angeblich zur Erinnerung an die im 1. Weltkrieg gefallenen Kampfpiloten errichtet worden.
Allerdings lautet die Inschrift auf dem Denkmal bis heute:
Die Problematik dieser Inschrift beschreibt Wikipedia so:
Skulptur wie Inschrift des Denkmals spiegeln den revisionistischen Zeitgeist der 1920er Jahre. Die Inschrift glorifiziert den Kriegstod der Flieger und fordert das Deutsche Volk zur Nichtakzeptanz der Niederlage des Ersten Weltkriegs auf.
(Quelle: Wikipedia: Fliegerdenkmal_(Wasserkuppe))
Politische Instrumentalisierung der Fliegerei und der Flieger…
Schon bei der feierlichen Errichtung des Denkmals hatten sich etliche Flieger ausdrücklich von der politischen Vereinnahmung und der Kriegsverherrlichung auf Kosten der Flieger distanziert.
Die Instrumentalisierung des Gedenkens an die gefallenen Kampfflieger für diese faktisch falsche und inhaltlich nicht akzeptable Botschaft hatte sich mit einer weiteren Vereinnahmung der Fliegerei auf der Wasserkuppe für politisch-ideologische Zwecke durch die Nazidiktatur fortgesetzt.
Auch wenn die verschiedenen politischen Instrumentalisierungen trotz des Widerstandes einen starken Einfluss auf das Geschehen auf dem „Berg der Flieger“ hatten und somit Teil der Geschichte wurden, konnten sich die Flugsportler von solchen Vereinnahmungen spätestens nach dem 2. Weltkrieg glücklicherweise befreien.
…und die Befreiung davon
Heute gestaltet sich der Flugbetrieb auf Hessens höchstem Berg als freundschaftliches Miteinander der verschiedenen Flugarten: Segel-, Motor-, Drachen-, Gleitschirm- und Modellflieger leben hier ihren Traum vom Fliegen – gemeinsam und doch alle auf ihre persönliche Art und Weise.
Die zahlreichen Flugsportvereine, die heute unter dem Dach der GFS vereint sind, zeugen von der ungebrochenen Leidenschaft vieler Pilotinnen und Piloten für den Luftsport.
Um den heutigen Status quo zu erreichen und um ein aktives Vereinsleben mit sicherem Mischflugbetrieb zu gestalten, haben viele Flieger bisher schon viele tausend Stunden ehrenamtlicher Arbeit investiert und werden dies sicher auch in Zukunft tun.
Tradition, Gegenwart und Zukunft
Wäre es deshalb nicht an der Zeit (oder ist es nicht längst überfällig), dieses Engagement zu würdigen? Und wäre das 100jährige Jubiläum des Fliegerdenkmals nicht der ideale Zeitpunkt, um die Distanzierung von den früheren Inhalten auch äußerlich sichtbar zu machen?
Eine sehr gute Möglichkeit wäre meines Erachtens eine Umwidmung des Fliegerdenkmals.
Solche Umwidmungen haben bei vergleichbaren Denkmälern schon statt gefunden (z. B. hier oder hier).
Dem berechtigten Interesse, diese Teile der Geschichte nicht länger zu verleugnen, sondern für die Zukunft als eine mahnende Erinnerung aufrecht zu erhalten, könnte man in Form einer historischen musealen Aufarbeitung der bisherigen Aussage/Bedeutung des Denkmals nachkommen.
So wurde ja beispielsweise auch schon eine Replik der Inschrift des ersten, heute nicht mehr existenten Fliegerdenkmals neben dem Eingang zum Segelflugmuseum installiert.
Was spricht dagegen, das Fliegerdenkmal endlich zu dem zu machen, was es dem Namen nach eigentlich sein sollte: Ein Denkmal für alle, die ihr Leben der Fliegerei gewidmet haben?
Konkreter Vorschlag
Wie wäre es zum Beispiel mit dieser Inschrift:
ZUR ERINNERUNG
AN ALLE, DIE
IHR LEBEN
DER FLIEGEREI
GEWIDMET HABEN
Eine solche Inschrift ist frei von politischer Instrumentalisierung. Hier geht es ausschließlich um die Menschen, die für den Traum vom Fliegen gelebt haben oder leben – und um deren Beiträge zur Entwicklung und Ausübung der Fliegerei, von den Anfängen bis heute.
Leuchtturm-Projekt für Rhön-Marketing
Der Imagegewinn, den eine solche Umwidmung nicht nur für die Fliegerei, sondern auch für die Wasserkuppe und für die gesamte Rhön mit sich bringen dürfte, könnte auch dem rhöner Destinationsmarketing zugute kommen.
Eine öffentliche historische Aufarbeitung der Vergangenheit hat bisher genauso wenig stattgefunden wie eine gegenwarts- und zukunftsorientierte Neupositionierung der Flieger und der Fliegerei auf der Wasserkuppe.
Eine Umwidmung des Fliegerdenkmals könnte dies öffentlichkeitswirksam zum Ausdruck bringen.
Fragen & Antworten
Welche Argumente sprechen für eine Umwidmung des Fliegerdenkmals?
- Äußerlich sichtbares Symbol der längst erfolgten Befreiung von der politischen Vereinnahmung der Fliegerei
- Würdigung aller Menschen, die ihr Leben der Fliegerei gewidmet haben oder widmen, und deren Verdienste um die Fliegerei
- Erhalt der Erinnerung an die verschiedenen politisch-ideologischen Instrumentalisierungen mit erklärendem Kontext im musealen Rahmen
- Trotzdem Erhalt eines der bekanntesten Foto- und Postkartenmotive der Rhön
- Nutzung der Umwidmung für positives Image- und Tourismus-Marketing
Welche Argumente sprechen gegen eine Umwidmung des Fliegerdenkmals?
- Denkmalschutz: Mit welchen Argumenten?
- Tradition?
- ?
Wer könnte/müsste ein Interesse an einer Umwidmung haben und kommt als Unterstützer in Betracht?
- Alle Flugsportler
- Alle Flugsportvereine
- Alle Flugsportinteressierten
- Die Fliegerschule/GFS
- Alle Akteure auf der Wasserkuppe
- Alle Anrainer der Wasserkuppe
- Alle Tourismusanbieter in der Rhön
- Der Landkreis Fulda
- Die Region Osthessen
- Das Land Hessen
- Deutschland
- Alle, die das Fliegerdenkmal als Firmenlogo verwenden
- ?
Wer könnte ein Interesse haben, eine Umwidmung zu verhindern?
- Denkmalschutz?
- Faschisten
- Nationalsozialisten
- Reichsbürger
- konservative Traditionalisten
- ?
Wer kann eine Umwidmung planen, beschließen und veranlassen?
- ?
Wie läuft eine Umwidmung konkret ab?
- ?
Wer etwas zu diesem Thema beitragen oder sich engagieren möchte, kann sich gerne per E-Mail melden.